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POTW 030

Margie Hendrix - "One Room Paradise" (MERCURY)

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MP3-File
Spieldauer: ca. 80 Sek.
Dateigrösse: ca. 240 KB


Die Geschichte von Margie Hendrix ist eng mit der von Ray Charles verknüpft. Margie war Charles' langjährige "Erste" Background-Sängerin und trug damit wesentlich zu seinem neuartigen, frischen Sound und großen kommerziellen Erfolg bei.
Zuvor kam schwarze Musik entweder als "klassischer" Jazz oder Blues daher oder in Form kommerziell geglätteter Balladen á la Nat "King" Cole und Charles Brown (an denen sich R. C. zunächst orientierte). Der bahnbrechende Erfolg von Ray Charles erklärt sich aus der damals revolutionären Verknüpfung von eingängigen, nahezu Pop-artigen Melodien mit einem treibenden Backbeat und rauen, kraftvollen, Gospel-beeinflußten Gesangsstimmen, die in Form eines "Call-and-response"-Wechselspiels zwischen Lead- und Backing Vocals eine bislang ungekannte sexuell aufgeladene Aura transportieren, für die Charles' Songs entweder begeistert gefeiert oder empört als "Teufelsmusik" und Gotteslästerung abgelehnt wurden.

Darüberhinaus war M.H. Charles' langjährige Geliebte und Mutter eines gemeinsamen Sohnes, der nach ihrem tragischen Heroin-Tod 1973 bei ihrer Schwester aufwuchs. Ohne den Film wäre ihr Name vermutlich weiterhin nicht von der Öffentlichkeit wahrgenommen worden, denn mit ihren Soloaufnahmen hatte sie kein Glück und auf den Platten des großen Meisters sind die Namen der Ko-Sängerinnen (Mary Ann Fisher, Martha Carter etc.) ohnehin nicht vermerkt.
Margie Hendrix gründete zusammen mit Earl-Jean McCrea und Pat Lyles 1954 in New York das Gesangstrio The Cookies. Nachdem sie auf der Apollo Theater's Amateur Night auf sich aufmerksam gemacht hatten, bekamen sie einen Vertrag bei ATLANTIC und sangen mit renommierten Interpreten wie Lavern Baker, Big Joe Turner und Ruth Brown. Von ihren eigenen Aufnahmen platzierte sich "In paradise" 1956 in den R&B Top Ten. Dieselben Cookies nahmen unter dem Pseudonym The Cinderellas auch das hübsche Girl-Group-Stück "Baby, Baby (I still love you)" für DIMENSION auf, das auf der letzten Soul-Magic-CD enthalten ist. Die Lead Vocals sind von Margie Hendrix. Aus den Cookies wurden The Raelettes, die auf allen großen Hits zu hören sind und R.C. bis an das Ende seiner Karriere in wechselnder Besetzung (u.a. Minnie Riperton, Mary Clayton, Mable John) begleiteten und auf seinem eigenen TANGERINE-Label selbst einige kleinere R&B-Chartnotierungen erreichten.
Aufgrund ihrer privaten Zerwürfnisse mit Ray verließ Margie die Gruppe und versuchte solo ihr Glück. Da es keine vollständige Discographie von ihr gibt, kann ich derzeit nur auf drei Singles auf MERCURY und zwei Veröffentlichungen auf SOUND STAGE 7 (1968/69) verweisen. Alle gingen unbeachtet unter, obwohl zumindest "I call you lover but you ain't nothing but a tramp" und "One room paradise" auf MERCURY gute Nummern sind, deren Texte vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrungen gleich eine andere Dimension bekommen. Ihre emotionale Zerrissenheit, das aufreibende Tourleben und Rays schlechtes Vorbild ließen sie Zuflucht zu Alkohol und Heroin suchen, die ihrem Leben früh ein vorzeitiges Ende setzten.

"One room paradise" ist natürlich keine extrem seltene Platte, auch wenn das Label nach zwei vorangegangenen Flops möglicherweise die Auflage etwas verkleinert hatte. Der Titel hat in England einen "lost and found"-Status und ist wie viele Tracks, die eigentlich schon immer da waren und lange nicht so richtig beachtet wurden, preislich gehypt. Wird auf der Insel ab £ 30 angeboten, oft aber auch für mehr und neuerdings auch schon mehrfach für £ 100, was einfach Blödsinn ist. Ein realistischer Preis auf eBay liegt derzeit bei ca. $ 35 für eine Copy in guter Qualität. Andererseits ist "I call you lover...", das ich bereits vor einigen Jahren auf einem Hamburger Allnighter-Tape kennenlernte, beinahe die bessere Nummer und noch immer sehr günstig zu bekommen.

source: Jason Ankeny, All Music Guide

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