soul magic home

News

Soul Events

Pick Of The Week

Audio Gallery

Play Lists

Read

Guestbook

About

Links & Friends

Contact

 
Impressum   

 
READ


 
all articles
 

 
Los Angeles Soul Festival, 11.-17. März 2004

Text: Joe Travolta

Kev Roberts lädt in die Stadt der Engel: neben zehn 60s Live-Acts kündigt er immerhin 400 Briten an, die neben dem lokalen amerikanischen Publikum für eine Woche voller Soul-Enthusiasmus sorgen sollen. Neben ca. 30 Stars und Sternchen, die sich zum "Meet and Greet" in Downtown L.A. einfinden, sind unter den Aktiven Namen wie Freddie Hughes, The Olympics, Marva Holiday und Eve Sands. Eine Woche wäre vielleicht ein bißchen viel, also entscheidet man sich für das Wochenende, das immerhin die größten Parties verspricht.

Das durchaus luxuriöse Wilshire Grand Hotel empfängt mit einem Portier, der sichtlich amüsiert, aber dennoch mit der gebotenen Sorgfalt für den Transport kleinerer und größerer Alkoholikaeinkäufe auf die Zimmer sorgt. Läßt man den Blick aus den höheren Stockwerken über die atemberaubende Skyline schweifen, kann man auch schon die ersten Engländer ausmachen. Es sind die rosa Punkte am Hotelpool.

Zu sehr humanen Zeiten findet man sich dann in der netten Tiki Bar des Hotels wieder, die einer nicht weiter genannten ostdeutschen Sommerveranstaltung zur Ehre gereicht hätte. Im übrigen serviert man auch hier den Wein in Plastikbechern, wie klein doch die Welt ist. Vielleicht war auch das ein Tribut an das englische Publikum, das sich rasch einfand. Nur leider vergaßen einige in der Hektik, sich nach dem Pool umzuziehen. Im Gegensatz zum amerikanischen Teil des Publikums, das sich wohlgekleidet abhob. Der erste Laptop wurde aufgeklappt, um uns mit den altbekannten Wigan Casino Knallern zu bedröhnen (siehe hierzu auch The Wigan Casino Story 1-17). Das Poolwasser muss einigen noch in den Ohren gesteckt haben. So wäre zu erklären, daß der miserable Sound nicht weiter auffiel. Diverse Gerstenspülungen später war dieser Schock überwunden, die Musik wurde besser, und Euer Held gab sich dem wohlgepflegten Parkett hin. Tanzbarer Soul kam inzwischen von Vinyl und über mangelnde Tanzwut der Engländer kann man nun nicht wirklich klagen.

Dem obligatorischen Touristentrip Malibu - Venice Beach - Hollywood folgte dann am späten Nachmittag des Sonnabend das "Meet-and-Greet" mit diversen Künstlern. Diese zwischen den Autogrammständen zu erkennen, war ein leichtes, blieben Sie doch die einzigen Schwarzen neben den Barkeepern und Securities. Den Autogrammjägern und -sammlern entzog sich Euer Held durch erneuten unnötigen Alkoholkonsum. Galt es doch, eine illustre Schar zu begrüßen. Zum Beispiel diejenigen, die den Eintritt von $79.00 nicht gescheut hatten. Oder die Inciters, die sich als Backingband wochenlang die Finger und andere Organe wundgespielt hatten, um hier eine vernünftige Show hinzulegen. Immerhin waren sie als Backingband für die gesamte Veranstaltung gebucht worden.

Leider herrschte im Pacific Ballroom eher Tanztee-Atmosphäre: in helles Licht getaucht standen pastellig-goldene Sitzgruppen und das herrliche, aber sehr leere Parkett. Bis zum Auftaktset der Inciters kann leider kein DJ die Stimmung im deutlich unterbelegten Saal hochreißen. Dabei haben einige richtig gute CDs dabei. Der Band gelingt das leider auch nicht, während ich die 400 Briten suche. Konstante Ansagen mögen informativ sein, hier tragen Kev Roberts' Anekdötchen und Selbstbeweihräucherungen aber eher dazu bei, daß sich kein Set wirklich entwickeln kann. Dazu ein Mixer, den ich nicht unbeaufsichtigt am Volumenknopf meines Autoradios spielen lassen würde. Das Publikum, das die Tanzfläche wenigstens zur Hälfte füllt, ist derartig desinteressiert, daß ich mich extrem peinlich berührt zur weiteren Alkoholzufuhr zurückziehe.

Es tut weh zu beobachten, wie sich The Olympics derart verhaspeln, daß der Frontsänger einfach keine Zeile singt. Es ist schade, wenn die Ladies der Inciters einfach nicht zu hören sind, wo Frage- und Anwortspiel mit Marva Holiday das erfordet. Es ist peinlich, wenn Freddie Hughes einen Song zweimal singt, um sich und Jimmie Mack in der so enstehenden Pause zu feiern. Es ist eine Schande, wenn das Publikum einfach geht, weil kein "Star" mehr auf der Bühne steht und so den Inciters, die sich noch mitten im Set befinden, einfach den Rücken zuwendet. So viel Ignoranz habe ich lange nicht gesehen.

Zum Glück fand auch dieser Abend eine Wendung mit netter Gesellschaft, guter Musik im Connoisseur Room und einigen Leuten, die man wohl nur einmal im Jahr sieht. Der kalifornischen Gastfreundschaft und Lebensfreude sei Dank, daß ich dieses Wochenende dennoch nicht bereuen werde. Bin ich, wie das amerikanische WIRED Magazin in seiner Februarausgabe in anderem Zusammenhang schrieb, ein "ultrapicky, clean-freak german"?

to the top


 
all articles